Milliardär, Axel Oberwelland, erhält städtische Wirtschaftsförderung für Neubau auf St. Pauli

Berliner Multimilliardär, Axel Oberwelland, ist größter Anteilseigner des Paulihauses

Die Pahnke Markenmacherei, die sich selbst gerne als „innhabergeführte“ Agentur bezeichnet, ist jedoch – wie nun bekannt wurde – gar nicht die kleine, eigenständige Werbeagentur, die sie vorgibt zu sein. Denn 65% der Firma gehören dem Berliner Multimilliardär und Storck-Erben Axel Oberwelland. Er ist laut Forbes Magazin auf Platz 437 der reichsten Menschen der Welt und stolze 4,9 Milliarden US Dollar schwer. Unter den Deutschen ist er auf Platz 89 und in Berlin führt er die Liste der Milliardäre sogar an. Vor ihm war Verlagschefin Fride Springer die Spitzenreiterin.

Und nicht nur das: Axel Oberwelland ist auch größter Anteilseigner des geplanten Bürogebäudes. Wir erinnern uns: Seine Firma, die Pahnke Markenmacherei wurde als „Wirtschaftsförderungsfall“ eingestuft, um der Firma in Hamburg einen roten Teppich auszurollen. Erstaunlich ist, dass Pahnke, oder genauer gesagt Axel Oberwelland, im Januar dieses Jahres, also 2020, nun zwei neue Firmen ins Handelsregister eintragen ließ: Pauliwork und “Pahnke Immobilien GmbH”. Deren Geschäftszweck ist nicht die Werbung, sondern das „Verwalten von eigenem oder fremden Grundbesitz sowie das Halten und Verwalten von Beteiligungen an anderen Unternehmen, die ebenfalls im Bereich der Verwaltung eigenen Vermögens tätig sind.“ (Quelle: https://www.northdata.de/Pahnke+Immobilien+GmbH,+Hamburg/HRB+161156)

Bei “Pauliwork” klingt es ähnlich: „Das Verwalten von eigenem oder fremdem Grundbesitz, insbesondere Schaffung und Betreiben einer Co-Working-Infrastruktur, sowie das Halten und Verwalten von Beteiligungen an anderen Unternehmen, die ebenfalls im Bereich der Verwaltung eigenen Vermögens tätig sind.“ (Quelle: https://www.northdata.de/Pauliwork+GmbH,+Hamburg/HRB+160709)

Zwei Firmen also, die Büroflächen und Schreibtischarbeitsplätze an Fremdnutzer vermieten wollen. Da stellt sich doch die Frage was diese Firmen wirklich mit dem 6-geschossigen Bürohaus am Neuen Pferdemarkt anfangen wollen? Wirklich selbst dort einziehen und ein netter neuer Nachbar sein oder durch die Vermietung von, eng möblierten Co-Working-Arbeitsflächen den Milliardär Axel Oberwelland noch reicher machen?

Hamburg muss weitere Millionen investieren und geht selbst fast leer aus

Würde die Förderung dem Gemeinwohl dienen oder für Hamburg ungemein ertragreich sein, so könnte man diesen skurrilen Förderfall vielleicht sogar noch verstehen, aber auch das ist nicht der Fall.

Die Abgeordnete der Linken Heike Sudmann stellte in ihrer schriftlichen, kleinen Anfrage an den Hamburger Senat am 07.09. folgende Frage: „Falls es einen maximalen Betrag für die von der Stadt und ihren Unternehmen zu tragenden Kosten gibt: wie hoch ist dieser Betrag? Falls es keine Obergrenze gibt: weshalb nicht?“

Die Antwort des Senats lautete wie folgt: „Grundstücksbedingte Mehrkosten (Sielverlegung, Abbruch und Überbauung des Stammsiels der Hamburger Stadtentwässerung) werden durch die Freie und Hansestadt Hamburg (FHH) nur bis zur Grenze von 5.998.225 € getragen, so dass der FHH ein Mindesteinmalentgelt in Höhe von 500.000 € verbleibt.“

Im Klartext bedeutet das, dass Hamburg innerhalb der 60 Jahren, in denen die Stadt das Grundstück in private Hände geben will, nur einen Mindestgewinn von knapp 500.000 Euro erwarten kann. Das sind gerade mal 8.333 Euro pro Jahr oder 695 Euro im Monat. Im Vergleich dazu zahlt das kleine, gefährdete Restaurant, das sich an dieser Stelle zurzeit noch befindet, das Maharaja, mehr als das Fünffache an Miete an die Stadt Hamburg.

Kann das der Sinn einer Wirtschaftsförderung sein? Dass ein kleiner, inhaber*innengeführter, bestehender, Hamburger Betrieb mit 25 Mitarbeitenden (das Restaurant Maharaja) vertrieben wird, damit ein Berliner Milliardär seinen Traum der gewinnmaximierten Weitervermietung von Arbeitsflächen realisieren kann?

Diesen Donnerstag (17.09.2020) tagt die Kommission für Bodenordnung im Geheimen und will entscheiden, ob das bisher städtische Grundstück an das Baukonsortium inkl. Pahnke vergeben wird.

Alles ist offen, denn mittlerweile hat auch Kathrin Guthmann, Besitzerin des Restaurants Maharaja ihre Bewerbung für das Grundstück abgegeben. Sie will bleiben und für die Erhaltung des Ortes, der so wichtig für den Stadtteil St. Pauli ist, und für ihr Restaurant kämpfen.

Hintergrund

Dass am Neuen Pferdemarkt ein 6-stöckiges, hochumstrittenes Bürogebäude entstehen soll ist schon lange bekannt. Dafür sollen Arbeitsplätze, Gebäude, Hecken und Bäume weichen. Für die Realisierung des Neubaus auf dem Gelände der Rindermarkthalle will die Stadt Hamburg sorgen. 2018 stufte sie das Projekt sogar als „Wirtschaftsförderungsfall“ ein. Eine unmittelbar Anhandgabe der Fläche erfolgte nachdem sich die Pahnke Markenmacherei dem Baukonsortium (Steg, Argus, Hamburg Team) angeschlossen hatte. Die Werbeagentur argumentierte, dass sie neue, größere Flächen für ihre Mitarbeiter*Innen brauche. Diese müssten unbedingt auf dem, für den Stadtteil bedeutenden Eckgrundstück entstehen. Anderenfalls sähe man sich, aufgrund von unzumutbaren Arbeitswegen, gezwungen mit der gesamten Belegschaft nach Berlin abzuwandern. Ob es zum Zeitpunkt der Vergabe der Wirtschaftsförderung Alternativgrundstücke oder bereits bestehende, leerstehende Büroflächen gab wurde von der Stadt Hamburg gar nicht geprüft.

Die Mitglieder der Initiative St. Pauli Code JETZT! hatten bereits auf einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung im November 2019 auf zahlreiche leerstehende Büroflächen hingewiesen und im eigenen Youtube-Format „St. Pauli Code JETZT! +++Update+++“ darüber hinaus auch noch drei freie Bauflächen in unmittelbarer Umgebung  aufgezeigt, auf denen sofort gebaut werden könnte, ohne funktionsfähige Gebäude abzureißen.. (YouTube, ab Minute 5:07). Weder Bezirksamt noch Baukonsortium waren für die Initiative für persönliche Gespräche zum Thema erreichbar.

Wie und an wen Wirtschaftsförderung in Hamburg vergeben wird und welche Kriterien man als Förderwilliger erfüllen muss, ist für viele ein großes Geheimnis, denn die Gutachten werden nicht veröffentlicht. Schade, denn beim Paulihaus wäre dabei vielleicht sehr früh erkennbar geworden, dass hier eine Person gefördert werden soll, die geradezu in Geld schwimmt,

Kritische Informationen zum Neubauprojekt finden sich hier:

www.StPauliCodeJETZT.de
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